Mit dabei war meine Kollegin Véronique, welche als Rennsupporterin vorgesehen gewesen wäre. Ich plante die ursprüngliche Route ein wenig um, mit dem Ziel, dass wir an jedem Ort 1-2 Touren fahren können. Die Touren suchte ich im Internet zusammen und hoffte, dass diese dann auch unsere Wünsche erfüllten (die Website Gravel Bike California ist sehr empfehlenswert). Wir flogen mit Edelweiss nach Las Vegas und starteten dort unser Abenteuer. Edelweiss, weil es eine der wenigen Airlines ist, welche Fahrräder gratis transportiert. Zudem war es ein Direktflug, daher konnten wir davon ausgehen, dass unser Gepäck pünktlich und unversehrt mit uns ankommt.
Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen...
Wir blieben eine Nacht in Las Vegas und fuhren am nächsten Morgen zuerst in den Zion National Park und einen Tag später zum Bryce Canyon. Die ersten drei Tage waren wir mit dem Auto unterwegs und erkundeten zu Fuss die atemberaubende Landschaft. Nach einer fast endlosen Fahrt durch die Steppe von Utah und Nevada, trafen wir in Kalifornien ein, mit dem Ziel Mammoth Lakes.
Die Flusswanderung in "The Narrows" im Zion National Park ist super!
Perfekt in die Landschaft eingebettet.
Perfekt in die Landschaft eingebettet.
Unser Planet ist ein Kunstwerk!
Area 51. Leider keine Aliens gesehen...
Irgendwo hinter dem Horizont liegt Mammoth Lakes...
Mammoth Lakes
Mammoth Lakes ist ein typischer Wintersportort auf 2400 m.ü.M gelegen. Im Winter fährt man Ski und Snowboard und im Sommer Mountainbike. Ein schmucker Ort mit vielen Restaurants und Shops, eingebettet in einem grossen Waldgebiet. Wir fühlten uns auf Anhieb wohl und konnten es kaum erwarten, mit den Gravelbikes loszubrausen.An die Höhe konnten wir uns die ersten Tage bereits ein wenig gewöhnen, trotzdem ging uns schnell mal die Puste aus, wenn wir kräftiger in die Pedalen traten. Man vergisst immer wieder, wie hoch man eigentlich ist, da die Landschaft relativ flach und stark bewaldet ist. Kein Vergleich zur Schweiz, wo man in dieser Höhe bereits über der Waldgrenze ist und zwischen Gipfeln steht.
Die erste Tour war bereits ein Highlight, sie führte uns über 20 Meter breite Schotterstrassen und über weitläufige Ebenen. Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns runter und die Temperaturen lagen bei über 30 Grad.
Die zweite Ausfahrt begann mit einem längeren Anstieg rauf zu den Twin Lakes. Die Seen sind wunderschön zwischen die Berge eingebettet. Nach einer kurzen Abfahrt auf einem Schotterweg lotste uns das GPS-Gerät nach rechts in einen Singletrail. Wir vergewisserten uns kurz, ob das wirklich richtig ist. Ja, alles korrekt, wir waren auf dem Mammoth Rock Trail gelandet. Wow! Wer auch immer diese Tour hochgeladen hatte, es entsprach genau meiner Philosophie vom Gravelbiken. Als Mountainbiker gehören für ich auch immer coole Trails zu einer wirklich guten Gravelrunde. Der Weg hat das perfekte Gefälle und einige verblockte Stellen drin, gerade so, dass man ohne Federung gut durchkommt. Besser gehts nicht!
Mammoth Lakes hat uns begeistert, hier hätte man auch noch ein paar Tage mehr verbringen können. Aber wir mussten weiterziehen, der nächste Stopp hiess Lake Tahoe.
Gravelbiking in seiner Reinform!
Von solchen Schotterstrassen können wir Zuhause nur träumen...
Mammoth Lakes punktet auf jedem Meter.
Ein schöner Singletrail macht die Graveltour erst perfekt!
Freude herrscht!
Lake Tahoe
Lake Tahoe ist das Pendant zu Mammoth Lakes. Speziell ist, dass die Staatsgrenze von Kalifornien und Nevada genau durch den Ort verläuft. Wenn man sich bewegt, ist man immer abwechselnd in beiden Bundesstaaten unterwegs. Hier hatte ich schon mit dem Mountainbike meine Spuren im sandigen Boden hinterlassen, nun folgte die Wiederholung mit dem Gravelbike.Da Lake Tahoe auch einladend für Wanderungen ist, haben wir uns entschieden, einen Tag zu Fuss und einen Tag mit dem Bike zu verbringen. Mit Hilfe der Bergbahn liefen wird zum 3060 m hohen Monument Peak. Auch hier, in Europa würde man auf einem einzelnen Gipfel stehen, dort ist es einfach eine Hügelkette auf dieser Höhe.
Am nächsten Tag gab es die Graveltour in den angrenzenden Wäldern, vorbei am Fallen Leaf Lake und über den Tahoe Mountain. Der gleichnamige Trail geht lange den Berg hoch und dann aber auch sehr lange nach unten. Super schön zu fahren, ein weiterer Höhepunkt!
Die Abende verbrachten wir jeweils direkt am See und genossen die spektakulären Sonnenuntergänge. Lake Tahoe bietet so viel Abwechslung, auch hier hätten wir gerne noch einige Tage angehängt.
Es ging aber weiter in die uns noch unbekannte Region rund um den Clear Lake. Das war vor allem als Zwischenstopp eingeplant, um nicht die ganze Strecke bis zur Pazifikküste an einem Stück durchfahren zu müssen.
In Lake Tahoe war der Singletrail-Anteil besonders hoch!
Andere Länder, andere Tiere und Schilder...
Der Fallen Leaf Lake ist schlicht atemberaubend.
Trails, Trails, Trails.
Wanderung zum 3060 m hohen Monument Peak.
Die Sonnenuntergänge am Lake Tahoe können sich sehen lassen!
Clearlake
Der dritte Ort mit Lake, an dem wir uns niederliessen. Der gleichnamige Clear Lake ist riesig, die Gegend entlang des Sees ist aber leider ziemlich verwahrlost. Hier könnte man sicher mehr mit Tourismus herausholen, wenn man das richtig vermarkten würde. Bekannt ist die Region für den Weinanbau, dementsprechend kann man viele Weingüter besuchen. Freude hatten wir, als wir kurz vor der Hotelankunft das Dorf Lucerne passierten. Ein kurzer Moment der Heimwehstimmung…Zum Radfahren waren die Möglichkeiten leider begrenzt, ich fand keine einzige Tour in der Nähe zum Downloaden. So stellten wir selbst eine Runde zusammen, hauptsächlich auf Asphalt mit einem Hügel drin. Die Ausfahrt war gar nicht so schlecht, vor allem erfreuten wir uns an den sehr verkehrsarmen Strassen. Mit über 35 Grad war es allerdings brütend heiss, daher kehrten wir in der Hälfte des Anstiegs wieder um und machten dafür auf dem Rückweg eine längere Mittagspause in einem schmucken Café.
Rund um den Clear Lake ist nicht der Bär los, darum nutzten wir den Aufenthalt zum Faulenzen. Wir verbrachten die Abende am See, kochten in der eigenen Küche unser Abendessen und hängten auf unserer grossen Terrasse ab.
Nach Clearlake mussten wir einen langen Transfer unter die Räder nehmen. Via San Francisco ging es an die Pazifikküste nach Monterey. Interessant war wieder mal das schlechte Wetter in der Bay Area. Die Golden Gate Bridge war komplett im Nebel und die Temperatur fiel auf 14 Grad runter… Schnell weiter in wärmere Gefilde!
Mein Heimatort ist Schötz im Kanton Luzern. Das passt doch!
Einsame Strassen in der ganzen Region Clear Lake.
Ein Killer-Anstieg bei gefühlt 50 Grad...
Wer mal in Upper Lake ist, unbedingt hier einkehren!
Auch mein Schatten beherrscht das Wheelie...
Wieder mal grossartiges Wetter in San Francisco...
Monterey
Monterey gehört zu den noblen Orten an der Küste. Bekannt unter anderem für das alljährliche See Otter Classic Bike Festival, die Laguna Seca Rennstrecke und Clint Eastwood war in den 80er Jahren Bürgermeister im Nachbarsdorf Carmel. Die Stadt ist klein und überschaubar und in Downtown gibt es eine grosse Anzahl an guten Restaurants und Cafés.Leider hatte es der Fog der Bay Area bis nach Monterey geschafft, daher war das Wetter eher auf der kühlen und bewölkten Seite. Wir machten darum eine Touristenrunde mit dem Gravelbike und fuhren den 17-Mile Drive ab. Dieser geht grösstenteils direkt der Küste entlang und führt durch ein grosses Villenviertel. Mit dem Auto muss man Eintritt bezahlen, mit dem Bike darf man gratis passieren. Die Runde wurde um einiges länger als 17 Miles, als wir zurück im Hotel waren, zeigte der Zähler 45 km und 600 hm an.
Monterey entzückte uns mit viel Charme, nur schade, dass das Wetter nicht ganz mitspielte. Aber auf jeden Fall ist es nochmals einen Besuch wert! Wir mussten weiter, auf den Highways 1 und 101 ging es nach Santa Barbara.
Beach Cruiser...
Der Nebel der Bay Area reichte bis nach Monterey...
Unterwegs auf dem 17-Mile Drive.
Get stoked! Das Captain Stoker lebt Kaffeekultur.
Schöner bekam ich meinen Espresso noch nirgendwo serviert!
Santa Barbara
Santa Barbara ist sozusagen ein Nachhausekommen für mich, hier war ich im Jahr 2000 schon für 3 Monate und besuchte einen Sprachkurs. Auch in meinen anderen Kalifornien Reisen machte ich immer wieder einen Zwischenhalt, alles in allem verbrachte ich schon über 4 Monate von meinem Leben in Santa Barbara.Neuerdings ist die State Street in Downtown autofrei. Die ganze Strasse ist nun für Fussgänger und Radfahrer reserviert und die Restaurants und Bars haben ihre Stühle und Tische auf der früheren Fahrbahn aufgestellt. Richtig cool! Definitiv ein Beispiel, welchem mehr Städte folgen müssten.
Was das Radfahren betrifft, Santa Barbara ist wegen der eingeengten Lage zwischen Meer und Bergen kein einfaches Pflaster. Entweder muss man sich im Hinterland über viele Höhenmeter kämpfen oder man fährt komplett flach der Küste entlang. Wir haben uns deshalb für eine Graveltour und eine Wanderung entschieden.
Die ausgesuchte Tour ging durch kleine Stadtparks und Villenviertel, ein Abschnitt war direkt oberhalb vom Ozean mit fantastischem Ausblick.
Nach drei Tagen im überschaubaren Santa Barbara fuhren wir weiter in Richtung Megametropole Los Angeles. Unterwegs machten wir eine Kaffeepause in Malibu und den Abend verbrachten wir am Pier von Santa Monica.
Der Trail oberhalb der Küste entlang ist episch.
Pause machen und geniessen!
An jedem Ort mindestens ein Wheelie!
An jedem Ort mindestens ein Wheelie!
Santa Barbara hat einfach seinen Reiz.
Bikes only! Die State Street ist neuerdings autofrei.
Das Handlebar mit eigener Rösterei im Gebäude.
Lecker!
Das Handlebar mit eigener Rösterei im Gebäude.
Lecker!
Den Abend auf dem Santa Monica Pier ausklingen lassen...
Er existiert tatsächlich!
Hollywood
Unser Hotel in Los Angeles buchten wir in den Hollywood Hills. Dies weil wir mit den Bikes auf den Mount Lee fahren wollten, dort wo der weltberühmte Hollywood Schriftzug steht. Dies sollte mein persönliches Highlight werden, schon vor der Reise erzählte ich allen, dass ich mit dem Gravelbike zum Hollywood Schriftzug fahren werde. Allerdings wusste ich gar nicht sicher, ob das überhaupt möglich ist. Denn in den Recherchen im Vorfeld gingen die Meinungen weit auseinander. Die einen schrieben von einem Fahrverbot, die anderen meinten, dass es mit dem Rad nicht machbar ist. Es galt deshalb, dies selbst herauszufinden.Wir starteten direkt vom Hotel weg. Da wir schon ein wenig oberhalb und ausserhalb vom Zentrum waren, konnten wir uns so ein paar Höhenmeter sparen. Die Strasse führte zuerst durch hübsche Häusersiedlungen und wechselte später sogar auf einen Singletrail, vorbei am Lake Hollywood. Weiter oben gibt es eine schmale Strasse in Richtung Gipfel, für die Autos ist ab dort Fahrverbot, mit den Bikes durften wir aber weiterfahren. Zuerst teilten wir uns den Weg mit vielen Fussgängern, je weiter wir nach oben kamen, desto weniger Leute sahen wir. Im obersten Teil kam uns ein Ranger mit dem Auto entgegen und ich war gespannt, was jetzt passieren würde. Er winkte und grüsste freundlich und wir grüssten dankbar zurück. Es gilt also freie Fahrt für Radfahrer (Stand August 2024)! Die Strasse ist bis ganz nach oben asphaltiert und bis zu 16% steil. Aber die Anstrengung lohnt sich, man wird mit einem fantastischen Ausblick über ganz Los Angeles belohnt.
Nun waren meine Ferien perfekt! Wir machten eine lange Pause, schossen Fotos und Videos und genossen die Ruhe. Unglaublich wenn man bedenkt, dass im Grossraum weiter unten über 15 Millionen Menschen wohnen. Die Abfahrt brachte uns direkt auf den Walk of Fame, wo wir auch noch ein bisschen auf Tourist machten und die Sterne unserer persönlichen Lieblingsstars suchten.
Nächtlicher Blick aus dem Hotel über Los Angeles.
Beim Turm oben ist das Ziel!
Vielleicht werde ich ja als Stuntman entdeckt...
Top of Los Angeles!
And the Oscar goes to: Rocky Mountain Solo C70.
The King! The Greatest!
Am nächsten Tag fuhren wir von Los Angeles auf Nebenstrassen zurück nach Las Vegas. Wir verbrachten nochmals einen Tag dort und besuchten unter anderem das Punk Rock Museum. Bikes und harte Gitarrenmusik sind schon fast mein ganzes Leben lang meine Begleiter, ohne geht es nicht bei mir!
Kurzer Abstecher auf die legendäre Route 66.
Hoover Dam - Genau auf der Grenze Nevada-Arizona.
Punk Rock und Hardcore Musik. Meine Religion!
Die letzte Nacht verbrachten wir im Schloss...
Ein weiteres Mal erlebte ich unvergessliche Ferien in Amerika. Man kann über die Politik und die Einwohner denken, was man will, aber die USA bleiben einfach ein tolles Reiseziel. Insbesondere die Westküste bietet ein Naturspektakel und eine Weite, welche selbst mich als naturverwöhnten Schweizer jedes Mal in den Bann zieht. Das Gravelbike eignet sich perfekt, um die Landschaft zu erkunden und die Möglichkeiten an fahrbaren Strassen und Trails sind riesig. Das schreit nach einer Wiederholung, denn Südkalifornien will auch noch entdeckt werden!