10 Jahre Fit for Trails - Eine Erfolgsgeschichte

Es war einmal ein leidenschaftlicher Mountainbiker, der Anfang 2012 die Firma Fit for Trails GmbH gründete. Fortan gab er seinen Kundinnen und Kunden die nötigen Tipps für mehr Sicherheit und Spass beim Biken und führte sie über die schönsten Trails der Schweiz und der Toscana. Nach über 10 Jahren entschied er auf dem Höhepunkt des Erfolgs, einen neuen Weg einzuschlagen und seine Bikeschule per Ende 2022 aufzulösen. Glücklich und dankbar zog er von dannen, begleitet von einem Gefühl der Zufriedenheit vielen Leuten diesen Sport näher gebracht zu haben.

Was tönt wie ein Märchen, hat sich in Wahrheit auch etwa so zugetragen. Die letzten 10 Jahre in Worte zu fassen ist fast unmöglich, es gab so viele unvergessliche Momente und ich durfte so viele interessante Menschen kennenlernen. Hier trotzdem ein Versuch eines Rückblicks der wichtigsten Stationen und Ereignisse meiner Arbeit als professioneller Fahrtechniktrainer und Bikeguide.

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Am 13.01.2022 feierte ich 10 Jahre Fit for Trails! (Foto: spitznagel.ch)


Die Vision gute Mountainbiker zu formen

Mit dem Gedanken eine Bikeschule zu gründen spielte ich bereits ab 2006. Damals hatte ich meine Rennfahrerkarriere beendet und ich wollte meine grosse Erfahrung und mein Fachwissen an andere Mountainbiker weitergeben.

Zu dieser Zeit war ich regelmässig in der Toscana in den Bikeferien und als ich die Region besser kannte, begann ich einzelne Gruppen über die Trails zu führen. Was mir damals auffiel und ich so noch nicht erlebt hatte, viele der Gäste besassen eine sehr bescheidene Fahrtechnik und verfügten nur über wenig Kenntnisse von ihrem Sportgerät. Bis dahin war ich immer mit meinen Kollegen und anderen Rennfahrern unterwegs, die auf einem sehr hohen Niveau fahren und ihr Bike perfekt abstimmen konnten.

Das musste sich ändern! Es konnte nicht sein, dass es "normal" ist, jeden Tag auf der Tour mindestens einmal zu stürzen und keine Ahnung über Reifendruck und Federelemente zu haben. Ich wollte Mountainbiker formen, die den Sport mit Leidenschaft ausüben, sicher über die Trails fahren und mehr technisches Verständnis haben.

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Back in the days... Ab 2006 machte ich mir erste Gedanken über eine eigene Bikeschule.

 

Die Firmengründung und der Startschuss

Bis ich meine Vision in Tat umsetzen konnte vergingen aber noch einige Jahre. 2011 wurde die Sache konkreter, ich arbeitete damals seit fast 7 Jahren als Produktmanager in der Bikeindustrie und hatte Lust auf eine berufliche Veränderung.

Ich erstellte einen ungefähren Schlachtplan (Businessplan konnte man das nicht wirklich nennen... ;-)) und legte bald darauf los. Was ich von Anfang an wusste, ich wollte alles auf eine Karte setzen und hauptberuflich als Bikeguide und Fahrtechniktrainer arbeiten. Nur so konnte ich sicherstellen, dass ich die nötige Professionalität, Kompetenz, Flexibilität und Zeit hatte, um die beste Qualität abzuliefern.

Im Herbst 2011 machte ich die Aufnahmeprüfung zum Swiss Cycling Guide. Obwohl ich die Prüfung bestanden hatte, gab es an diesem Tag einige Dinge und Denkansätze, die für mich nicht stimmten. Ich wollte kein solcher Bikeguide werden und deshalb entschied ich mich gegen Swiss Cycling (mittlerweile wurde der ganze Lehrgang überarbeitet und es sind andere Leute für die Ausbildung verantwortlich). Stattdessen besuchte ich einen einwöchigen Kurs bei Bikepro in Österreich und holte mir das Diplom zum Bikeguide. Was mich bei beiden Anbietern störte war, dass keiner der Instruktoren daran glaubte, dass man mit Fahrtechnikkursen sein Leben finanzieren kann. Ich wusste hingegen, dass das möglich sein musste und es motivierte mich umso mehr, die qualitativ beste Bikeschule der Schweiz aufzubauen.

Dazwischen kündigte ich meine frühere Arbeitsstelle, machte mir Gedanken über den Firmennamen und gründete im Januar 2012 die Fit for Trails GmbH. Ich baute selber eine Website, kreierte ein Logo und druckte Flyer. Ich war die klassische One-Man-Show und das sollte auch in Zukunft so bleiben. Im April 2012 legte ich dann so richtig los! Wobei richtig loslegen leicht übertrieben ist, ich startete bei Null und musste zuerst einmal an interessierte Kunden herankommen.

Zwei Trümpfe hatte ich in der Hand, welche ich jetzt ausspielen konnte: Meine guten Kontakte zu vielen Bikeshops nutzte ich, um die Werbetrommel zu rühren. Ich durfte bei vielen Händlern meine Flyer auflegen und sie empfahlen mich ihren Kunden weiter. Und ich war in der Szene nicht ganz unbekannt, als Elite-Downhiller hatte ich mir einen Namen gemacht und in Sachen Fahrtechnik- und Setuptipps konnte ich aus dem Vollen schöpfen.

Es dauerte dann nicht lange bis die ersten Anmeldungen eintrudelten und ich führte meine ersten Fahrtechnikkurse durch.

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Im April 2012 hatte ich das Diplom zum Bikeguide im Sack. Es konnte losgehen!

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Der erste Fit for Trails Flyer 2012. Designmässig naja...

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Mein allererster Fahrtechnikkurs 2012! Über 1500 weitere Kurse sollten folgen.

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Ein neuer Flyer ab 2014. Das Design sieht schon besser aus.

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Der neue Flyer ab 2016. Dieses Foto verwendete ich fortan für das gesamte Marketing.


Vom Tante Emma Laden zur führenden Bikeschule

Zu Beginn war ich, wie auch alle Mitbewerber, ein Komplettanbieter von Fahrtechnikkursen, Bikeweekends und Bikeferien. Dies machte ich vor allem, um schnell einen höheren Bekanntheitsgrad zu erreichen. Der Fokus lag aber schon zu Beginn bei den Kursen, das machte mir am meisten Spass und damit wollte ich erfolgreich werden.

Die Kurse fanden in der Nähe von meinem Wohnort in Schwerzenbach statt, dort hatte ich einen grossen Kiesplatz für den Technikteil und ein gutes Netz an Trails für alle Schwierigkeitsstufen. Die Bikeweekends führte ich hauptsächlich in Graubünden, im Wallis und Tessin durch. Für die Bikeferien reiste ich in die Toscana und durfte sie im Agriturismo "Colle Cavalieri" in Ravi anbieten, dem Ort wo ich früher selbst meine Ferien verbrachte.

Es lief immer besser und meine Angebote wurden fleissig gebucht. Finanziell reichte es zu Beginn allerdings nicht, um von meinem neuen Beruf leben zu können, deshalb arbeitete ich über den Winter jeweils noch temporär. Aber ich war auf dem richtigen Weg und ich glaubte an mich und an den Erfolg. Im Hinterkopf war ich immer 1-2 Jahre voraus und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich die nächsten geplanten Schritte in die Tat umsetzen konnte.

Ich wollte mich baldmöglichst von meinem Tante Emma Laden verabschieden. Wie bereits erwähnt, ich wusste schon bei der Firmengründung, dass Fit for Trails ein reiner Kursanbieter werden sollte. Meine Berufung war das Unterrichten von Fahrtechnik, da konnte ich meine ganze Erfahrung einbringen und da war ich besser als die meisten meiner Mitbewerber.

Zuerst hörte ich mit den Bikeweekends auf. Touren organisieren ist sehr aufwendig und es gibt immer wieder Faktoren, die man nicht planen kann. Vor allem das Wetter spielte oft gegen uns und zwang mich dazu, das eine oder andere Weekend abzusagen. Auch finanziell ist es nicht sehr lukrativ, wenn man genau rechnet, bleibt unter dem Strich nur wenig Geld in der Kasse übrig. Zudem läuft vieles über den Preis, mit den grossen Destinationen und Anbietern, die ihre Angebote zum Teil quersubventionieren konnte ich nicht mithalten.

Die Bikeferien in der Toscana habe ich weiterhin angeboten, aber auch da wusste ich, dass das auf die Dauer nicht länger möglich sein wird. Hier hatte ich vor allem ein zeitliches Problem, ich war im Frühling 4-6 und im Herbst 2-3 Wochen im schönen Süden. Da war aber in der Schweiz auch die Nachfrage nach Kursen am höchsten und ich musste mich deshalb für etwas entscheiden. Was mir zudem zu schaffen machte war der Umstand, dass ich auf den geilsten Trails unterwegs war, diese aber nur mit angezogener Bremse fahren konnte. Als Bikeguide muss man seine eigenen Bedürfnisse ganz hinten anstellen, die Kunden haben immer Vorrang. Damit kam ich auf die Dauer nicht mehr klar.

Deshalb war die Entscheidung schnell gefällt und sie fiel ganz klar zu Gunsten der Bikekurse. Die Toscana blieb mir aber erhalten, zusammen mit meiner Ex-Partnerin haben wir mittlerweile eine Wohnung in Caldana und ich kann jederzeit in meine zweite Heimat reisen.

Beflügelt, voll auf Fahrtechnikkurse zu setzen, wurde ich zudem von den vielen positiven Rückmeldungen. Ich erhielt E-Mails und Google Rezensionen, in welchen sich die Teilnehmer nochmals bedankten. Es war toll zu sehen, wenn sie an nur einem Tag ihre Fahrtechnik auf ein neues Level bringen konnten. Diese Erfolgserlebnisse und das zufriedene Grinsen in den Gesichtern der Kunden waren für mich der grösste Lohn für meine Arbeit!

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Fahrtechnik unterrichten war meine Berufung! Damit wollte ich erfolgreich werden.

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Zu Beginn führte ich aber auch einige Bikeweekends durch, hier im Val Müstair.

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Am Enduro-Weekend im Wallis ging es hoch hinaus.

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Die Colle Cavalieri della Toscana war für viele Jahre mein zweites Zuhause.

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Für mich nach wie vor der schönste Ort der Welt zum Biken!

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Rückmeldungen wie diese bestätigten mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin!


Qualität und Inhalt auf einem neuen Level

2015 zog ich vom Kanton Zürich in den Kanton Aargau und hatte dort nochmals eine Art Neuanfang. Ich musste zuerst die mir komplett fremde Region kennenlernen, aber schon bald fand ich in Rupperswil einen geeigneten Kursplatz und viele gute Trails ganz in der Nähe. Die Kursplätze in Schwerzenbach und Volketswil gab ich nicht auf, fortan führte ich meine Kurse an drei Orten durch. Dadurch wuchs mein Einzugsgebiet beträchtlich und schon bald hatte ich eine bunt gemischte Kundschaft aus fast der ganzen Schweiz zu Besuch. Auch viele Expats durfte ich begrüssen, immer öfters musste ich meine Englisch-, Französisch- und Italienischkenntnisse anwenden. Es erfüllte mich mit viel Freude, dass ich all diese fremden Personen kennenlernen durfte und mit ihnen den schönsten Sport der Welt teilen konnte.

Die Nachfrage stieg und stieg und ich war von Frühling bis Herbst oft über mehrere Wochen ausgebucht. Nebst den Tageskursen am Samstag und Sonntag kamen mehr Kurse unter der Woche dazu. Privatkurse wurden immer beliebter und für verschiedene Bikeshops war ich an den Abenden im Einsatz. Das gab bis zu 10 Kurse pro Woche, welche ich irgendwo zwischen Frauenfeld und Burgdorf organisierte. Absoluter Rekord war übrigens 2021 mit 13 Kursen in einer Woche!

Ein Basisprogramm mit Beginner, Ladies und Fortgeschritten Kurse, wie es alle Mitbewerber hatten, reichte nicht mehr. Viele erfahrene und starke Mountainbiker besuchten meine Kurse und sie wollten oft nur eine Technik oder ein Trick lernen. Deshalb spezialisierte ich mich auf die anspruchsvollen Manöver und war damit lange der einzige Anbieter, der Kurse auf diesem hohen Level anbot. Dank meiner sehr guten Fahrtechnik war ich in der Lage, auch Rennfahrer und sehr ambitionierte Biker zu bedienen. Ich rief ein exklusives Kursprogramm ins Leben, welches seinerzeit einzigartig war: Downhillkurse im Bikepark, Pumptrackkurse, Trailmaster Level 3 für Enduro-Biker und die Bunny Hop Friday und Switchback Friday Abendkurse.

Dieses schon sehr umfangreiche Angebot bekam dann noch Zuwachs, den so niemand auf der Rechnung hatte: Das E-Mountainbike kam! Es war im Jahr 2015 als die motorisierten Bikes fast aus dem Nichts auftauchten. Ich erkannte schnell das Potenzial und habe noch im gleichen Jahr die ersten Kurse für E-Biker angeboten. Am Anfang lief es noch harzig, aber je mehr Hersteller auf den E-MTB Zug aufsprangen, desto grösser wurde die Teilnehmerzahl. Und entgegen dem Vorurteil, dass nur alte Leute mit Motor fahren, ein Grossteil meiner Kunden war noch keine 40 Jahre alt und sie entschieden sich bereits für ein E-Bike.

Auch Kinder und Jugendliche kamen vermehrt in meine Kurse, obwohl ich nie explizit Kids-Kurse angeboten hatte. Schulen und Veloclubs buchten mich regelmässig für Projektwochen und Trainings. Als ich 1989 mit Biken begonnen hatte, musste ich mir alles selbst beibringen, niemand stand mir mit Rat und Tat zur Seite... Deshalb war es mir besonders wichtig, dass die Mountainbiker von Übermorgen schon früh eine solide Fahrtechnik und Spass am Sport entwickeln konnten.

Das grosse Interesse an meinen Fahrtechnikkursen sorgte dafür, dass ich ab 2018 davon leben konnte. Ich arbeitete zwischen März und November mehr oder weniger an einem Stück durch und konnte mir über den Winter eine längere Auszeit leisten. Mit viel Einsatz, Kompetenz und Leidenschaft war ich an meinem Ziel angekommen!

Mein Erfolg blieb nicht unbemerkt und so wurde Fit for Trails zu einer Art Referenz für Fahrtechnikkurse. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Mitbewerber fleissig von mir abschauten und kopierten. Die Texte von meiner Website fand ich auch an anderen Orten im Internet wieder, zum Teil wurde der Wortlaut 1:1 übernommen. Bei den Preisen orientierte man sich ebenfalls an mir. Die Tageskurse kosteten häufig überall gleich viel und wenn ich um 5 Franken erhöhte, dann zog die Konkurrenz mit. Man hätte es fast für eine Preisabsprache halten können...

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Auf ein gutes Gleichgewicht legte ich besonderen Wert. Das ist die Basis von allem!

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Hoch die Räder! Eine weiteres Manöver, dass man einfach beherrschen muss.

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Das Setup muss stimmen! Reifendruck und Federungen wurden immer zuerst kontrolliert.

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Zu Zweit macht es mehr Spass! Treppenfahren macht süchtig.

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Als alter Downhiller habe ich natürlich auch Downhillkurse angeboten.

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Airtime gab es jeweils am Trailmaster Level 3 Kurs.

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Ab 2015 kamen die E-Bikes! Schon 2016 hatte ich volle Teilnehmerfelder an den Kursen.

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Der schönste Kursplatz war jeweils bei den Trail Protectors Emmental in Burgdorf.

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Wurzelmassaker! Mit ein wenig Überwindung kein Problem.

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Was wollen alle Mountainbiker können? Hinterrad versetzen!

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Deshalb gab es bei Fit for Trails den exklusiven Switchback Friday Abendkurs.

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Mein persönlicher Lieblingskurs war immer der Bunny Hop Friday!

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Wheelies und Manuals waren ebenfalls Teil vom Bunny Hop Friday.

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Was, die Treppe hochfahren? Ja klar, alles nur eine Frage der Technik.

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Auch für viele Bikeshops durfte ich Fahrtechnikkurse durchführen.

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Mein ältester Teilnehmer war 74 Jahre alt. Und er hiess ebenfalls Uwe. Cool!!

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Feines Essen durfte an den Bikekursen ebenfalls nicht zu kurz kommen!

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Alljährliches Training für die Mitglieder vom VMC Aarwangen.

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Kids von heute! Die jüngsten Mountainbiker zauberten mir immer ein Lachen ins Gesicht.


Der ewige Kampf mit dem Wetter

"Findet der Bikekurs statt?" Das war die meistgestellte Frage in den letzten 10 Jahren. Sie kam immer dann, wenn der Wetterbericht für die kommenden Tage publiziert wurde.

Man merkt erst, wie launisch das Wetter in der Schweiz sein kann, wenn man fast jeden Tag draussen arbeitet. Ich konnte nur wenige Kurse und Touren bei "normalen" Bedingungen durchführen. Irgendetwas war immer: Regen, Hagel, Schnee, Sturm, Gewitter, Kälte, Hitze...

Allwetterfahrer werden jetzt denken: Wo ist das Problem, Biken geht doch immer! Das stimmt, auch ich bin bei jedem Wetter und bei jeder Jahreszeit draussen unterwegs und ich motivierte meine Teilnehmer jeweils, dies ebenfalls zu tun. Nur auf rutschigem Boden entwickelt man das so wichtige Gefühl für den Untergrund und das Mountainbike. Aber damit sind wir eine Minderheit, die meisten Leute fahren nur bei schönem, warmem und trockenem Wetter.

Dementsprechend herausfordernd war es jeweils, die Kunden bei Laune zu halten, wenn Petrus mal wieder nicht mitspielte. Ob ein Kurs oder eine Tour super oder einfach nur gut wird, steht und fällt mit dem Wetter. Ist es schön, sind alle glücklich und motiviert und der Tag wird wunderbar. Ist es hingegen nass und kalt, fällt die Stimmung schon mal in den Keller und man ist einfach froh, wenn der Tag schnell vorüber ist.

An dieser Stelle muss ich den Damen ein Kränzchen widmen! Die weibliche Kundschaft stand auch bei übelsten Verhältnissen fast immer vollständig am Start. Die Männer hingegen meldeten sich oft reihenweise ab oder erschienen einfach nicht...

Schlechtes Wetter sorgte nicht nur für einen Mehraufwand, es hatte auch finanzielle Auswirkungen. Jedes Jahr musste ich eine Umsatzeinbusse von mehreren Tausend Franken hinnehmen. Spontanbuchungen blieben aus, wenn der Wetterbericht Regen meldete . Hin und wieder musste ich sogar eine Tour oder einen Kurs komplett absagen und den Teilnehmern das Geld zurückerstatten.

Ich werde in Zukunft sicher einiges von meiner früheren Arbeit vermissen. Mich mit komischem Wetter herumschlagen gehört aber definitiv nicht dazu.

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Land unter... Der Regen war (zu) oft Begleiter an den Fahrtechnikkursen.

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Volles Teilnehmerfeld trotz widrigen Bedingungen.

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Im Frühling und Herbst musste auch immer mit Schnee gerechnet werden...

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Erkenntnis nach 10 Jahren: Frauen sind weniger wasserscheu als Männer!


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Dank der Zusammenarbeit mit Kärcher konnten die Bikes gleich vor Ort gewaschen werden.

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Zur Erinnerung: Dieser Sport findet draussen statt, Schlamm gehört einfach dazu!


Corona-Krise verhilft zu neuem Teilnehmerrekord

Das Jahr 2020 wird uns wohl allen für immer in Erinnerung bleiben. Anfang des Jahres gab es erste Meldungen, dass in China ein neues Virus wütet. Im März war es dann auch in der Schweiz angekommen und der Bundesrat schickte uns in den Lockdown. Für mich hiess das 7 Wochen Zwangspause, da Sport in Gruppen nicht mehr erlaubt war.

Das war genau zum Zeitpunkt, als meine neue Kurssaison losgehen sollte. Ich hatte 130 pendente Anmeldungen und musste nun meine Kunden auf unbestimmte Zeit vertrösten. Zum Glück war das Verständnis dafür sehr gross und es hiess jetzt einfach mal abwarten, wie sich die Situation entwickeln würde. Stressig war es zu Beginn, ich schrieb über 200 E-Mails, um die Leute über die ungewisse Zukunft zu informieren.

Und was machte ich mit meiner freien Zeit? Zu Beginn freute ich mich über meine ungeplanten Ferien und da das Wetter im Frühling perfekt war, verbrachte ich sehr viele Stunden auf dem Velo. Irgendwann wurde es mir aber fast langweilig, da traf eine Anfrage von einem Kunden ein: Kannst du mir erklären, wie ich auf dem Hinterrad hüpfen kann? Ich überlegte, wie ich ihm das am besten vermitteln konnte und da kam mir die Idee, dass ich ein Video drehe, in welchem ich den Trick Schritt für Schritt zeige.

Er bedankte sich für das Video und ich stellte es danach auf meine sozialen Medien. Dort gab es jede Menge positive Reaktionen darüber, was mich dann auf eine Idee brachte: Warum nicht eine komplette Videoserie produzieren, in welcher ich alle wichtigen Manöver erkläre? Ich machte mich gleich an die Arbeit und veröffentlichte alle 3 Tage ein neues Video. Angefangen mit den Basics, gab es danach jedes Mal eine leichte Steigerung bis hin zu den sehr anspruchsvollen Tricks. Ich drehte extra bei mir in der Tiefgarage um zu zeigen, dass man Fahrtechnik ohne viel Aufwand trainieren kann. Die Videos waren ein Riesenerfolg und ich konnte mich damit ein weiteres Mal von der Konkurrenz abheben.

Ende Mai wurde der Lockdown aufgehoben und ich durfte wieder Bikekurse anbieten. Ich verbrachte nochmals unzählige Stunden mit E-Mails schreiben, da ich für alle Teilnehmer einen Ersatztermin suchen musste. Zu Beginn galt noch eine maximale Gruppengrösse von 5 Personen, also 4 Teilnehmer und ich. Deshalb konnte ich nicht die üblichen 8er Gruppen formen, sondern musste die Gruppen gleichmässig aufteilen. So führte ich einen Kurs von Morgen bis Nachmittag und einen von Nachmittag bis Abend durch. Ich war 10 Stunden pro Tag am Unterrichten! Zu allem Stress schlug das Wetter noch um, der ganze Juni fiel mehr oder weniger ins Wasser. Ich machte noch nie so viele Kurse im Regen...

Ich funktionierte den ganzen Sommer durch wie ein Roboter. Da die Leute nicht ins Ausland in die Ferien reisen durften, blieben sie in der Schweiz und besuchten dafür einen meiner Fahrtechnikkurse. So war ich bis in den Herbst praktisch täglich ausgebucht. Daraus resultierte ein neuer Teilnehmerrekord, zum ersten Mal in der Firmengeschichte durfte ich knapp über 500 Kunden bedienen!

Im Jahr 2021 war die Situation ähnlich, Corona hielt uns weiterhin auf Trab und es herrschte eine gewisse Unsicherheit in der Bevölkerung, vor allem was das Herumreisen betraf. Also kauften sich viele Leute ein Mountainbike, um damit die Heimat zu erkunden. Dieser Boom liess nicht nur die Kassen der Bikeshops klingeln, sondern verhalf auch mir mit über 520 Kunden erneut zu einem Teilnehmerrekord!

Gruss aus der Tiefgarage! Alle meine Fahrtechnik Videos an einem Stück.

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Rekordjahr 2021! Über 520 Personen besuchten einen meiner Bikekurse.


Blogger, Markenbotschafter und Bikemodel

Meine Arbeit bestand nicht nur aus Fahrtechnik unterrichten und Touren leiten, ich baute mir auch noch ein zweites Standbein auf als Blogger und Markenbotschafter.

Der Fit for Trails Bike Blog entstand ursprünglich aus Gesprächen mit meinen Kunden. Mir fiel auf, dass an jedem Bikekurs die gleichen Fragen gestellt wurden und die gleichen Problemchen die Mountainbiker beschäftigten. Also begann ich mit dem Schreiben und merkte, dass mir das eigentlich noch Spass macht. Die Zugriffszahlen auf meine Beiträge gingen schon bald in die Tausenden, eine Mehrheit der Leser kommt bis heute aus Deutschland. Da sich der Sport laufend weiterentwickelt und die Technik unaufhaltsam voranschreitet, gibt es auch in Zukunft jede Menge interessante Themen, über die ich berichten kann.

Seit 2013 bin ich für die Schweizer Vertriebsfirma CHRIS sports als Markenbotschafter unterwegs (und seit Januar 2022 ist CHRIS sports übrigens mein Arbeitgeber ;-)). Sie rüsten mich aus mit Bikes von Rocky Mountain und Mondraker und Bekleidung und Zubehör von Giro, Bell, Evoc, Race Face, Pirelli und Look. Dazu kamen später noch Isostar mit Sportnahrung, SwissStop mit Bremsscheiben und Bremsbelägen, Kärcher mit mobilen Reinigern und Tifosi Optics mit Sonnenbrillen. Alles Marken und Produkte hinter denen ich zu 100% stehen kann und die mich die letzten 10 Jahre zuverlässig begleitet haben und weiterhin begleiten werden.

Um dieses Material perfekt in Szene zu setzen, begann ich vermehrt mit Fotoshoots und Videoproduktionen. Meine früheren Rennfahrerkollegen Christian Egelmair und Hansueli Spitznagel sind begnadete Fotografen geworden und ich stand und stehe oft für sie vor der Linse. Dazu gesellte sich noch Remo Brülhart, mit dem ich ebenfalls schon einige coole Projekte umsetzte. Den engsten Kontakt habe ich zu Hansueli, da wir zufälligerweise beide in die Region Aarau zogen. Jedes Mal, wenn wir zusammen unterwegs sind, kommt der Moment, wo die Kamera gezückt wird und es in eine Foto- oder Videosession ausartet. Dabei ist schon ganz viel hochwertiger Content entstanden, der uns in verschiedene Bikemagazine gebracht hat.

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Wheel-Kiss im Bike Magazin 08/2022. (Text: Bike Magazin/Foto: spitznagel.ch)

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Mich gibt's auch als Teppich und Inserat. Giro Merit und Latch Werbekampagne 2022.

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Spass im Schnee im EMTB Magazin 01/2021. (Text: EMTB Magazin/Foto: spitznagel.ch)

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Portrait im BORN Magazin 01/2021. (Text: BORN Magazin/Foto: spitznagel.ch)

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Fotostory im easybiken Magazin 2019 (Fotos: spitznagel.ch)


Vielen Dank für 10 unglaubliche Jahre!

Nach 10 Jahren, über 1500 durchgeführten Fahrtechnikkursen, unzähligen Biketouren in der Toscana und über 5000 bedienten Kundinnen und Kunden ist nun definitiv Schluss. Ich habe meine Firma im September 2022 aufgelöst und den Betrieb eingestellt. Ich bin stolz, was ich erreicht habe und dankbar, was ich erleben durfte!

Ein riesengrosses Dankeschön geht an alle meine Kunden. Ihr habt Fit for Trails gross und bekannt gemacht! Ich habe ganz viele tolle Menschen kennengelernt, die nicht nur Teilnehmer waren, sondern zum Teil auch zu Freunden wurden.

Ein weiteres grosses Dankeschön geht an meine Ausrüstungspartner CHRIS sports, Isostar, Kärcher, SwissStop und Velok, die mich mit dem besten Material versorgt haben! Ich werde diesen Marken weiterhin treu bleiben und bin schon gespannt, was für spannende Produkte mich in Zukunft begleiten werden.

Das letzte Dankeschön geht an meine Familie und Freunde, die immer an meiner Seite gestanden haben! Ich weiss, ich hatte die letzten 10 Jahre zu viel gearbeitet und nicht immer genügend Zeit für euch... Aber dies werde ich jetzt nachholen und ich freue mich bereits auf die gemeinsamen Erlebnisse mit euch!

Und Fit for Trails wird weiterleben! Diesen Blog und meine Social Media Kanäle betreibe ich auch weiterhin, schaut also ab und zu wieder mal vorbei. Ich wünsche euch viel Spass auf den Trails!!

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Ich sage vielen herzlichen Dank für alles! (Foto: spitznagel.ch)