Wie die Mountainbike Federung richtig federt

Die richtige Einstellung der Federelemente gehört zu den wichtigsten Verstellmöglichkeiten an einem Mountainbike. Da wird entschieden, wie sich dein Bike fährt und ob du sicher und kontrolliert über die Trails rollst oder über den Lenker abgeworfen wirst.

setup_federung_small6jpg
Je schwieriger das Gelände, desto wichtiger wird die Federung.


Leider bombardiert uns die Bikeindustrie auch im Bereich Federung mit immer neuen Technologien und Verstellmöglichkeiten und dabei wird vergessen, dass der Hobbybiker oft damit überfordert ist und es ihn vielfach auch gar nicht interessiert. Schlimmer noch, durch die vielen Einstelloptionen werden Bikes oft völlig falsch abgestimmt, ohne, dass es der Fahrer wirklich merkt. Seien wir ehrlich, wann hast du das letzte Mal deine Kompression verstellt oder dich um die High- und Lowspeed Dämpfung gekümmert?

setup_federung_small4jpg
Du verstehst hier nur Bahnhof? Dann bist du wohl nicht alleine... (Foto: Fox Website)


Die heutigen Mountainbikes haben ab der mittleren Preisklasse jeweils Federelemente mit Luft. Je teurer das Bike ist, desto mehr Drehknöpfe wirst du an Gabel und Dämpfer finden. Für die Verstellung brauchst du eine Dämpferpumpe und zum Teil ein Inbusschlüssel. Es lohnt sich, diese Werkzeuge zu Hause zu haben, damit du selber am Setup herumtüfteln kannst. Spiele mit dem Luftdruck und drehe an den verschiedenen Knöpfen, damit du verstehst, was sich wie und wann ändert. Das Gute daran: Du kannst nichts kaputt machen, höchstens falsch einstellen.

setup_federung_small1jpg
Eine Dämpferpumpe benötigst du, um den korrekten Luftdruck einzustellen.


Hier eine einfache Erklärung der wichtigsten Einstellungen und Begriffe zum Thema Federung:

Luftdruck (Air Pressure):

Luft ist die Feder, welche auf dein Körpergewicht abgestimmt wird. Die Federelemente sollten nicht zu hart und nicht zu weich gefahren werden. Gemessen wird der Luftdruck in PSI. Bei Fox und RockShox Federgabeln kann als ungefährer Richtwert das Körpergewicht als PSI Wert genommen werden (70 kg gleich 70 PSI). Beim Hinterbaudämpfer muss ausprobiert werden, je nach Bikemodell und Kinematik sind die Luftdrücke völlig unterschiedlich. Wenn du den optimalen Luftdruck gefunden hast, dann die Werte irgendwo notieren, damit du immer wieder darauf zurückgreifen kannst.

Negativfederweg (Sag):

Der Negativfederweg zeigt an, wie weit die Federelemente einfedern, wenn einfach auf das Bike gestiegen wird, ohne zu belasten. Falls du dich schon gefragt hast, was das für Gummiringe an Gabel und Dämpfer sind – die sind zur Einstellung vom Sag gedacht. Je nach Fahrstil ist ein Wert zwischen 20-30 % Einsinken optimal.

Ausfedergeschwindigkeit (Zugstufe/Rebound):

Der Rebound ist nebst dem richtigen Luftdruck die wichtigste Einstellung. Er regelt die Ausfedergeschwindigkeit und kann normalerweise über den roten Drehknopf mit Klicks bedient werden. So schnell einstellen, damit die Federung nicht zu langsam rauskommt und so langsam einstellen, dass das Rad nach dem Einfedern nicht vom Boden springt. Bei teuren Federgabeln/Dämpfern kannst du L High- und Lowspeed Rebound separat abstimmen.

Einfedergeschwindigkeit (Kompression/Compression):

Die Compression regelt den Einfederweg und dient als Durchschlagsschutz. Diese Verstellung ist vor allem für Biker, die sehr aggressiv fahren und für langhubige Gabeln ab 150 mm Federweg sinnvoll. Ansonsten am besten ganz offen lassen, dann sprechen die Federelemente am sensibelsten an. Auch hier gibt es optional eine High- und Lowspeed Compression.

Plattform:

Die Plattformdämpfung wird mit einem Hebel am Hinterbaudämpfer aktiviert und reduziert damit den Ölfluss und macht die Federung straffer, ohne sie zu blockieren. Heute an den meisten vollgefederten Bikes zu finden und eine viel bessere Lösung als die komplette Blockierung.

Blockierung (Lockout):

Diese Einstellung wird meiner Meinung nach überbewertet (vor allem von den deutschen Magazinen). Warum muss eine Federung unbedingt blockiert werden? Wenn du nicht Rennfahrer bist und um Sekunden kämpfst, dann sollte dich das leichte Wippen wohl kaum stören. Es ist durchaus sinnvoll und komfortabel, wenn die Federung auch beim Hochfahren arbeiten kann, das gibt mehr Traktion und schont den Rücken. Die modernen Bikes sind mittlerweile so konstruiert, dass sie schon von Haus aus ein sehr neutrales Fahrwerk haben und somit eigentlich fast nie blockiert werden müssen. Denk daran, wenn du das Lockout beim Hochfahren aktivierst, dann musst es es beim Runterfahren wieder aufmachen.

Das sind die wichtigsten Begriffe, die du kennen solltest. Auch wenn dich das eigentlich nicht interessiert, sollte es dennoch zum Basiswissen gehören. Es kann ja durchaus mal sein, dass sich aus Versehen die Zugstufe verstellt und dann ist es sicher gut, wenn du weisst, wie du diese wieder richtig einstellen kannst.

setup_federung_small3jpg
Ein Gummiring hilft bei der Einstellung vom Negativfederweg.

setup_federung_small2jpg
Der Drehknopf für den Rebound befindet sich meistens unten rechts an der Gabel.


Daneben gibt es noch weitere Fachwörter und Einstellmöglichkeiten, die aber erst beim ambitionierten Biker oder Rennfahrer wichtig werden:  High- und Lowspeed Rebound, High- und Lowspeed Compression, Änderung des Luftvolumens, Überdruck ablassen, Ölstand und Ölviskosität verändern, usw.

Übrigens, High- und Lowspeed hat nichts mit einer hohen oder tiefen Geschwindigkeit zu tun. Es geht um grosse und kleine Schläge beim Einfedern. Wenn deine Federelemente beim Anbremsen zu stark einsinken, dann kannst du den Lowspeed erhöhen. Wenn deine Federelemente nach Jumps oder Drops durchschlagen, dann kannst du den Highspeed erhöhen.

setup_federung_small5jpg
Im Rennsport muss die Federung besonders viel einstecken.


Noch ein Tipp, damit deine Federgabel immer geschmeidig läuft: Stelle dein Bike ab und zu kurz auf den Kopf, dann kann das Schmieröl in den Tauchrohren nach oben zu den Schmutzabstreifern laufen und diese sind somit immer gut geschmiert.

Wie üblich gilt: Testfahren! Packe Dämpferpumpe und Schreibzeugs ein und fahre auf deinem Haustrail einige Runden und verstelle jedes Mal eine einzige Einstellung und spüre wie sich das Bike fährt und sich verändert (nicht alles auf einmal verstellen!). Irgendwann hast du das perfekte Setup für dich gefunden und dies kann dann eigentlich bei allen Ausfahrten so belassen werden.