Der Winkel der MTB-Bremshebel

Der Winkel der Bremshebel führt immer wieder mal zu Diskussionen. Ob man die Bremshebel flach oder steil fahren soll ist wortwörtlich Einstellungssache, es gibt kein generelles richtig oder falsch. Da die Bremshebeleinstellung aber massgeblich die Position auf dem Bike beeinflusst, ist es durchaus interessant, sich mit diesem Thema genauer zu befassen.

Ich persönlich fahre meine Bremshebel eher flach, dies kommt noch aus meiner Zeit als Downhiller Ende der 90er Jahre. Damals waren die Bikes noch nicht so potent wie heute, und um im steilen Gelände Überschläge zu vermeiden, nahm man eine sehr hecklastige Position ein. Damit ich mit gestreckten Armen die Bremshebel noch gut erreichen konnte bzw. die Handgelenke nicht zu fest abknicken musste, stellte ich die Hebel flach ein.

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Ich fahre meine Bremshebel flach. Flacher als die übliche Empfehlung...

Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Bei aktuellen Mountainbikes mit ihren langen Geometrien, kurzen Vorbauten und breiten Lenkern steht man zentral im Rahmen drin. Dadurch muss man selbst in sehr steilen Passagen das Gesäss nicht weit hinter den Sattel schieben und die Arme sind nur noch selten voll durchgestreckt. Ich habe mich diesem neuen Fahrstil angepasst, nur eine Einstellung von früher ist geblieben: Ich fahre meine Bremshebel weiterhin flach. Und es passt für mich so, ich fühle mich wohl dabei und habe vor allem keinerlei körperliche Beschwerden.

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Die Bremshebeleinstellung beeinflusst massgeblich die Position auf dem Bike. (Foto: spitznagel.ch)

Entscheidend ist vor allem der Knick im Handgelenk, welcher die Blutbahnen und Nerven quetscht und dann Ermüdung, Krämpfe oder sogar Taubheitsgefühle auslösen kann. Wenn die Hebel steil sind, müssen die Finger weiter um den Lenkergriff greifen und das Handgelenk knickt nach unten ab. Wenn die Hebel flacher sind, liegt die Hand gleichmässiger auf dem Lenkergriff auf und die Druckverteilung ist besser.

Dies merkt man natürlich hauptsächlich in den Abfahrten, von einer flacheren Bremshebeleinstellung können daher vor allem Downhiller und Enduropiloten profitieren. Aber auch Tourenfahrer, die allenfalls Probleme mit eingeschlafenen Fingern haben, sollten sich mal ihre Bremshebel anschauen. Oft werden zuerst die Lenkergriffe gewechselt, vielleicht ist aber eine andere Hebelposition die Lösung für ein beschwerdefreies Biken.

Verstelle deine Bremshebel und probiere verschiedene Positionen aus. Es braucht lediglich einen Inbus- oder Torxschlüssel und schon kann man die Bremshebel nach unten oder oben verstellen. Suche dir danach eine passende Tour aus, wo du eine lange oder ruppige Abfahrt drin hast. Du wirst schnell merken, wie eine andere Hebelposition deine Fahrweise und dein Wohlbefinden beeinflussen können.

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Flach oder steil? Probiere verschiedene Positionen aus.

Kontrolliere auch gleich noch die Hebelweite. Positioniere den Bremshebel so, dass du ihn mit der Fingerkuppe umfassen kannst. Dafür gibt es eine Rändel- oder eine Inbusschraube, welche du drehen kannst, um den Hebel näher oder weiter zum Lenkergriff zu positionieren.

Als Faustregel gilt, wenn man den Zeigefinger auf den Bremshebel legt, dann sollte sich eine gerade Linie über das Handgelenk und den Unterarm bilden. Das ist die Ausgangslage für eine gute Grundeinstellung. Und damit es wieder einmal gesagt ist: Beim Bremsen gehört nur der Zeigefinger an den Hebel!

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Downhiller Loris Vergier fährt die Bremshebel waagrecht! (Foto: vitalmtb.com/maddogboris)


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