Der Reiz vom Gravelbike ist für mich, dass ich spielerisch zwischen Schotterwegen, Strassen und Trails hin und her wechseln kann, was den Spassfaktor enorm erhöht. Trails, die mit dem Mountainbike zu langweilig und Strassen, welche für das Rennrad ungeeignet sind, erweisen sich als das perfekte Terrain für das Gravelbike.
Das ist Freiheit pur! (Foto: spitznagel.ch)
Die Schönheit der Natur lässt sich mit dem Gravelbike besonders gut erleben. (Foto: spitznagel.ch)
Das höchste der Gefühle! Die legendären Strade Bianche in der Toscana.
Nicht nur die Wahl des Untergrunds lässt sich sehr flexibel gestalten, auch bei der Fahrweise bin ich völlig frei. In der Gruppe kann man problemlos nebeneinander fahren, Platz hat es auf den breiten Wegen meistens genug. Je nach Lust und Laune cruise ich gemächlich durch die Landschaft, bewundere deren Schönheit und beobachte die Wildtiere. Oder ich drücke richtig aufs Gas und jage mit 50 km/h über den rutschigen Boden und drifte durch Kurven. Egal ob ich flache Strecken wähle oder mich für viele Hügel entscheide, jede Tour wird zum unvergesslichen Erlebnis.
Bei jeder Ausfahrt gibt es neue, spannende Dinge zu entdecken.
Im Winter bin ich fast ausschliesslich mit dem Gravelbike unterwegs.
Aufs Gas drücken muss ab und zu auch sein. (Foto: spitznagel.ch)
Zudem bietet das Gravelbike das stressfreie Sorglos-Paket. Stressfrei, weil ich mich nicht mit irgendwelchen Idioten auf Wanderwegen und Strassen herumschlagen muss, die mir das Fahren dort verbieten wollen. Raus aus dem gefährlichen Verkehr, das ist wohl für viele Radfahrer*innen der Hauptgrund, sich ein Gravelbike zuzulegen. Und sorglos, weil ein Gravelbike simpel aufgebaut und sehr pflegeleicht ist. Den Antrieb immer sauber halten und hin und wieder waschen, mehr braucht es nicht. (Ich verstehe darum nicht ganz, warum jetzt vermehrt Federgabeln und Dropperposts verbaut werden, was die Defektanfälligkeit und Wartung stark erhöht....)
Keine Fussgänger, keine Autos. Kein Stress!
Mein Rocky Mountain Solo muss einiges einstecken. Zum Glück ist es pflegeleicht.
Gravelfahren ist für mich eigentlich nichts Neues, ich machte es schon, bevor es zum Trend wurde. Da ich noch nie Indoor-Cycling mochte, legte ich mir vor über 15 Jahren ein Cyclocrossbike zu, um ein unverwüstliches Trainingsgerät für den Winter und für schlechtes Wetter zu haben. Statt im muffigen Keller zu schwitzen, pflüge ich lieber an der frischen Luft durch Schnee und Schlamm. Zwei Nachteile hatten die damaligen Cyclcrossbikes allerdings, die Cantileverbremsen hatten fast keine Bremsleistung und die Rahmengeometrie war sehr aggressiv, was schnelle Abfahrten immer unberechenbar machte. Es war also ein Segen, dass das Gravelbike "erfunden" wurde, welches über starke Scheibenbremsen und eine ausgewogene Rahmengeometrie verfügt.
Mit dem Cyclocrossbike war ich schon am Gravelfahren, bevor es ein Trend wurde.
Lieber draussen im Schlamm, als drinnen auf der Rolle...
Cyclocross-Snowride mit Kollege Markus.
Mittlerweile fahre ich mein Gravelbike nicht nur in den Wintermonaten, sondern rund ums Jahr. Was mich dabei am meisten begeistert ist, dass ich wirklich vor der Haustüre loslegen kann und ab dem ersten Meter Action herrscht. Mit dem Mountainbike muss ich zuerst irgendwo zu einem Trail fahren, um wirklich Spass zu haben. Und mit dem Rennrad kann ich nur den asphaltierten Strassen folgen, was die Flexibilität einschränkt.
Mit dem Gravelbike lerne ich ausserdem meine Heimat neu kennen. Es gibt fast keinen Weg, den ich nicht ausprobiere. Manchmal endet es in der Sackgasse und ich muss umkehren, aber meistens komme ich an Orte, wo ich schlicht noch nie war. Und das zum Teil unweit von meiner Haustüre entfernt. Oft bin ich ohne GPS-Computer unterwegs und starte einfach mal planlos und lasse mich vom Wegnetz leiten. Der Abenteuerfaktor ist definitiv grösser, als bei Mountainbike- oder Rennradtouren.
Meine Heimat Züri Oberland lerne ich mit dem Gravelbike nochmals neu kennen.
Überraschungen gibt es immer wieder, ein bisschen Abenteuer gehört dazu.
Auch urbanes Gelände macht Spass. (Foto: spitznagel.ch)
Als ehemaliger Fahrtechnik-Trainer muss ich natürlich auch noch diesen Punkt erwähnen. Wer sein Gravelbike richtig beherrscht, ist automatisch ein besserer Rennradfahrer. Wenn man sich gewohnt ist, dass beide Räder immer wieder mal rutschen oder unverhofft Hindernisse auftauchen, dann gerät man auch auf der Strasse nicht so schnell in Panik. Die Bremse gezielt betätigen, den Körperschwerpunkt verlagern oder einen Bunny Hop springen helfen, um brenzlige Situationen gekonnt zu meistern.
Mit einem Gravelbike ist mehr möglich, als manch einer denkt.
Mein Mountainbike-Background ist immer präsent. Trails müssen sein!
Das Gravelbike wird seinen Siegeszug unaufhaltsam fortsetzen. Das zeigen auch die Verkaufszahlen: Während die Absätze bei Mountainbikes und Rennrädern stagnieren, gehen die der Gravelbikes steil nach oben. Die Auswahl an Modellen und Zubehör wird immer umfangreicher, sodass wirklich jede und jeder das passende Material findet. Vom reinrassigen Racebike bis zum vollgefederten Bikepackingesel, das Gravelbike passt schon lange in keine Schublade mehr. Zudem gibt es immer mehr coole Events und Rennen, wo man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Vieles steht noch am Anfang, es ist fast ein bisschen so, wie ich es vor 30 Jahren beim Mountainbiken erlebt habe. Mal schauen, was da alles noch kommt. Eines ist sicher, die Zukunft gehört dem Gravelbike!
Zurück als Racer! Rennen, wie das Gravel Race Bern haben es mir angetan.
Impressionen Toscana November 2022
Was passiert, wenn zwei passionierte Gravelbiker in die Toscana reisen und einer davon professioneller Fotograf ist? Das Resultat sieht man nachfolgend. Alle Bilder von Remo Brülhart, daluz-works.ch.>> Gravel Ride Strade Bianche Toscana
>> Rennbericht Gravel Race Bern 2021