Die 4 wichtigsten Faktoren zum sicheren Biken

Wer gut Mountainbiken möchte, der braucht vor allem Routine und Erfahrung. Daneben gibt es aber vier Faktoren, welche zusammenspielen müssen, um anspruchsvolle Trails sicher zu meistern: Körperhaltung, Geschwindigkeit, Linienwahl und Gleichgewicht. Nachfolgend erfährst du, worauf du dein Augenmerk richten musst, um souverän unterwegs zu sein. Natürlich ist auch ein modernes Mountainbike hilfreich (mehr dazu in diesem Blogbeitrag), aber hier lassen wir das Material mal aussen vor.


Körperhaltung

Mit den heutigen Mountainbikes liegt der Körperschwerpunkt des Fahrers zentral zwischen den Rädern. Das sorgt für Grip am Vorder- und Hinterrad und du bist in einer Position, in der du mit dem Bike arbeiten kannst. Die Lockerheit ist entscheidend, dein Körper ist ständig in Bewegung und mit Armen und Beinen federst du die Schläge ab. Nur in sehr steilem Gelände ist es nötig, dass du das Gesäss nach hinten schiebst und die Arme durchstreckst. Der Blick geht immer weit nach vorne und folgt den Kurven. Dort wo du hinschaust, dort fährst du hin.

Beim Hochfahren sitzt du auf dem Sattel und beugst den Oberkörper in Richtung Lenker, damit das Vorderrad nicht steigt. Je steiler, desto kompakter ist deine Körperposition. Es geht darum, dass du die ganzen Traktion auf den Boden bringst und den Vortrieb halten kannst.

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Zentrale Körperhaltung für die volle Kontrolle. (Foto: spitznagel.ch)

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Nur wenn es sehr steil ist, geht der Körperschwerpunkt weit nach hinten. (Foto: spitznagel.ch)

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Beim Hochfahren ist der Oberkörper tief gebeugt, damit das Vorderrad nicht steigt.


Geschwindigkeit

Speed is your friend. Das hört und liest man immer wieder, Geschwindigkeit ist allerdings relativ. Den einen kann es nicht schnell genug sein, andere gehen es lieber gemütlich an. Grundsätzlich braucht es aber eine gewisse Geschwindigkeit, damit das Mountainbike besser über Hindernisse und Stufen rollt. Das ist einfache Physik. Da helfen auch 29" Laufräder und viel Federweg nichts, wenn du zu langsam bist, dann bleibst du trotzdem an Wurzeln und Steinen hängen.

Wenn du möglichst kontrolliert und sicher über Wurzelteppiche und durch Steinfelder fahren möchtest, dann löse die Bremsen. Vertraue deinem Mountainbike, lass es rollen und spielen, fahre direkt über die Hindernisse und benutze deinen Körper als zusätzliche Federung.

Wenn es steil wird, dann ist Speed allerdings nicht alles. Je schneller du in einen Steilhang stichst, desto schwieriger wird es, die Geschwindigkeit zu drosseln. Es lohnt sich, in solchen Situationen langsam reinzufahren und kontinuierlich zu bremsen, ohne dass die Räder ins Rutschen kommen.

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Geschwindigkeit ist cool, aber du musst sie kontrollieren können. (Foto: daluz-works.ch)

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100% Fokus und Konzentration bei hohem Speed. (Foto: spitznagel.ch)

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Attacke! Die geduckte Haltung verrät, dass ich mal Rennfahrer war. (Foto: daluz-works.ch)


Linienwahl

Bei der Linienwahl tauchen wir ein in die Tiefen des Rennsports. Als ehemaliger Worldcup-Downhiller habe ich mich auf jeder Strecke mit der besten Linie auseinandergesetzt, um möglichst schnell unterwegs zu sein. Das Thema ist aber nicht nur für Rennfahrer interessant, auch Hobbybiker können davon profitieren. Für mich ist es sogar für die Ausfahrten mit dem Gravelbike und Rennrad hilfreich.

In Bikeparks und auf vielbefahrenen Trails gibt es oft eine helle Spur, das ist die, welche die meisten Mountainbiker wählen. Aber Achtung, das heisst nicht, dass das die beste Linie ist. Mountainbiker sind wie die Lemminge, sie folgen einander blind, ohne links und rechts zu schauen. Oft ist die "Hauptlinie" sogar schlechter und schwieriger zu fahren, weil sie viele Bremslöcher hat, ausgewaschen ist und Wurzeln und Steine höher aus dem Boden ragen.

Spiele mit dem Gelände und halte immer Ausschau nach kleinen Bodenwellen oder hervorstehenden Rändern, die du als Absprung oder kleine Anlieger nutzen kannst. Hin und wieder hilft auch ein gezielter Bunny Hop, um die grössten Brocken zu überspringen.

Wenn du im Geometrieunterricht aufgepasst hast, dann weisst du, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die gerade Linie ist. Wenn du einen Trail fährst, der wenig Kurven hat, dann ist normalerweise die direkteste Linie auch die schnellste und oft auch die sicherste. Bei stark drehenden Kurven sieht es anders aus, dort wird sogar mehr Weg investiert, dafür kann die Geschwindigkeit möglichst hoch gehalten werden. Je runder du eine Kurve fährst, desto mehr Tempo kannst du mitnehmen.

Hinweis: Diese Ratschläge bedeuten aber nicht, dass man abkürzt. Kurven machen Spass und sie sind da, um sie zu fahren. Nur Idioten und Leute mit mangelnder Fahrtechnik kürzen ab.

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Genügend Geschwindigkeit und Vorderrad entlasten helfen bei Wurzelfeldern.

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Warum eine zusätzliche Kurve fahren? Gerade ist schneller und sicherer.

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Racing Style! Hoch anfahren und dann in die Kurve reinstechen. (Foto: pinkbike.com)


Gleichgewicht

Der letzte Punkt sollte eigentlich an erster Stelle stehen. Aber da ich erst kürzlich einen Blogbeitrag über die Wichtigkeit vom Gleichgewicht geschrieben habe, erwähne ich das jetzt zum Schluss. Ein gutes Gleichgewicht ist die Basis für sicheres Biken. Erst damit kannst du gewisse Techniken anwenden, anspruchsvolle Trails fahren und Stürze vermeiden. Leider wird das von vielen Mountainbiker*innen völlig unterschätzt. Ich bin da mittlerweile sehr direkt, auch gegenüber meinen Kunden: Schlechtes Gleichgewicht gleich schlechter Biker.

Die gute Nachricht, die Balance lässt sich ganz einfach trainieren. Es gibt viele verschiedene Übungen, die du auf dem Velo, aber auch zu Fuss, täglich einbauen kannst. Es ist reine Routine und du wirst schnell beobachten können, wie dein Gleichgewicht besser wird. Los!

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Verbessere dein Gleichgewicht jetzt! Das ist die Basis für sicheres Biken.

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Im schwierigen Gelände ist ein gutes Gleichgewicht Pflicht. Sonst wirds gefährlich...

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Hinterrad versetzen und Spitzkehren fahren geht erst mit gutem Gleichgewicht.


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